Sehr gerne erinnere ich mich zurück an das in 2016 gestartete P2P-Microgrid-Projekt aus Brooklyn, New York. Damals war die Blockchain als die Technologie für das dezentrale Zeitalter ganz oben auf dem Innovation Hype Cycle und traf auf einen weiteren frühen Megatrend: der Erzeugung von erneuerbarer Energie in lokalen Energiegemeinschaften. Die Bilder und Videos, die damals von den Brooklyner Solar-Dächern durch die Energiewelt gingen, mit New York im Hintergrund, der Stadt, in der alles möglich ist, waren eine perfekte Zukunftsprojektion auf eine menschliche, nachhaltige und lokale Energiezukunft.
Dann ging es abwärts im Hype-Karussell, es kamen die Jahre der Desillusion und zack in 2019 gründeten Liliane Ableitner, Anselma Wörner und Arne Meeuw die Exnaton AG. Der Bezug auf den sonnenvernarrten Pharaonen lässt schon erahnen, dass sich die drei Großes vorgenommen haben. Sie greifen die New-Yorker Idee des Peer-to-peer-Energiehandels wieder auf, statt Brooklyn diesmal Walenstadt, St. Gallen, diesmal ohne die Blockchain und mit mehr Konzentration auf die echtzeitige Abbildung und Abrechnung der wechselseitigen Energieflüsse zwischen Produzenten, Konsumenten und Prosumern.
Das Timing könnte diesmal passen, da sich zwischzeitlich auch die politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen für “Energy Communities” weiterentwickelt haben. So schafft das Clean Energy Package (CEP) der EU zukünftig noch mehr Möglichkeiten, als Einzelperson oder als Gemeinschaft selbstbestimmt und eigenverantwortlich mit eigenerzeugter Energie umzugehen. Bis zum 30. Juni 2021 müssen die CEP-Richtlinien der EU in nationales Recht der Mitgliedsländer umgesetzt werden. Time is running!
Im Gespräch mit Liliane und Anselma ist mir dann auch klar geworden, dass für den P2P-Energiehandel nicht erst Energiegemeinschaften in welcher Form auch immer gegründet werden müssen, sondern diese entstehen dann einfach, wenn sich ein einzelner Haushalt auf sein Recht beruft, seinen Überschussstrom an den Nachbarn zu verkaufen. Klassische Energieversorger müssen diesen Peer-to-peer-Energietransfer dann ermöglichen und brauchen eine erprobte Lösung. Vielleicht die von der Exnaton?
Zusammen mit Liliane und Anselma spreche ich über ihren Hintergrund, ihre Motivation und das making-of-coming-out der Exnaton AG, die aus einem Forschungsprojekt am “Bits to Energy Lab” der ETH Zürich entstanden ist.
Hört doch mal rein. Viel Spaß dabei!